pts20040427011 Unternehmen/Wirtschaft, Politik/Recht

Gerhard Hirschmann: "Wusste, dass man für Ditz auf Jobsuche war"


Wien (pts011/27.04.2004/10:06) Der ehemalige Estag-Vorstand Gerhard Hirschmann im Interview mit INDUSTRIEMAGAZIN über zu wenig ernst genommene Signale aus Wien, Waltraud Klasnic und Johannes Ditz, der ihm nur wenige Tage vor dem Abgang seine Loyalität versicherte.

"Im nachhinein glaube ich, dass ich die Signale zuwenig ernst genommen habe" meint der im Vorjahr als Sanierer zum Vorstand des steirischen Energiekonzerns Estag bestellte Gerhard Hirschmann. Es habe reihenweise Hinweise aus Wien und aus der Steiermark gegeben, "die besagt haben: Vorsicht, der Johannes Ditz drängt in den Vorstand. Noch vier Tage vor dem 20. Jänner hatte ich ein persönliches Gespräch mit Ditz, in dem er mir Gegenteiliges signalisierte" sagt Hirschmann im Interview mit dem INDUSTREMAGAZIN.

"Noch immer fassungslos."
Aus jetziger Sicht, habe Ditz und der ehemalige Bundesforste-General Richard Ramsauer seinen Abgang betrieben. "Ich wusste, dass man für Ditz auf der Suche nach einem Job war - er sollte nicht nur von den Zinsen seiner Abfertigung leben, aber das war für mich jenseits aller Vorstellung." Hirschmann weiter: "Ich war total baff, als mir am Abend des 20. Jänner Johannes Ditz mitgeteilt hat, dass der gesamte Vorstand enthoben wird - eigentlich bin ich noch immer fassungslos."

"Auf beiden Ohren taub".
Zu den Hintergründen für den schwindenden Rückhalt bei der steirischen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic meint Hirschmann: "Man muss schon sagen, dass Frau Klasnic rasch Schritte gesetzt hat. Es gab aber ein anderes Problem in der Person des Eigentümervertreters Herbert Paierl, der alle Dinge, die ich an ihn herangetragen habe, abgeblockt hat. Er war ziemlich taub auf beiden Ohren." Das Ziel des (ebenfalls zurückgetretenen) Estag-Aufsichtsrates Paierls, so Hirschmann, sei der Verkauf weiterer 24 Prozent der Estag gewesen.

Zerbrochene Freundschaft.
" Ich habe gesagt, natürlich unterstütze ich deine Pläne, aber das Unternehmen ist noch nicht börsereif. Ich habe ihm auch klargemacht, dass ich von meinem Weg im Interesse des Unternehmens und des Eigentümers nicht abgehen kann, selbst wenn er dies wünsche" sagt Hirschmann. Die "dreissigjährige Freundschaft" zu Paierl, sei im letzten Jahr "zerbrochen".

Rückkehr und Klage.
Eine Rückkehr in die Politik schliesst Hirschmann für die Zukunft aus. " Aber es wird mich in absehbarer Zeit ohnehin niemand fragen" meint Hirschmann. Zu seiner weiteren Lebensplanung sagt der ehemalige steirsche Landesrat "Ich kämpfe vor Gericht gegen meinen Hinauswurf und auf Wiedereinstellung. Ich habe stets deponiert, dass man mich mit einem Haufen Geld nicht ruhig stellen kann. Meine Entlassung lasse ich mir so nicht bieten."

(Ende)
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