pts20040525054 Medizin/Wellness, Politik/Recht

Gewerbeverein: Sinnlos verschriebene Medikamente sind nicht die Kostentreiber!

Bringt den verkümmerten Bewegungsapparat im Gesundheitsministerium auf Trab!


Wien (pts054/25.05.2004/19:05) Bei Durchsicht des Handbuchs der österreichischen Sozialversicherung 2004 (Herausgeber: Hauptverband der Sozialversicherungsträger) fällt auf, dass die Heilmittel mit den höchsten Verschreibungszuwächsen von 1997 bis 2002 nicht jene zur Behandlung von Life Style Wehwehchen sind, sondern epidemieartig sich ausbreitende Folgen unserer Lebensweise - so der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV).

Spitzenreiter ist die Indikationsgruppe Bewegungsapparat, wo sich die Heilmittelverordnungen in sechs Jahren mehr als verdoppelten. (+ 116 %), gefolgt von Antidiabetika (+71%) und Medikamenten gegen Hochdruckerkrankung (+54%). Es folgen Urologika (vielleicht haben sich da ein paar Viagra hineingeschmuggelt), Magen-/Darmtherapeutika, Gichtmittel, Antihistaminika und Schilddrüsenpräparate mit Zuwachsraten zwischen 25 - 40%.

Da nicht anzunehmen ist, dass in den drei erstgereihten Medikamentengruppen aus Gefälligkeit verschrieben wurde, sind die stets als Kostentreiber unseres Gesundheitssystems verteufelten Arzneimittelverschreibungen sicher nicht die wahren Probleme. Dass unser bewegungsarmer Lebensstil eindeutig mit den drei boomendsten Verschreibungsindikationen korreliert, liegt auf der Hand.

Folgende Schlüsse zieht der ÖGV u.a. aus dieser Statistik:

+ Es wird weiterhin Steigerungsraten bei den Medikamenten der hier angeführten Indikationsgruppen geben. Das System muss daher einen Mittelzuwachs in Form der Erhöhung des Dienstnehmerbeitrags zur Krankenversicherung möglichst rasch erhalten. Dass Dienstgeber hier mitziehen, ist nicht denkbar, da der persönliche Lebensstil der Mitarbeiter nicht in den Verantwortungsbereich des Unternehmens fällt.

+ Es ist interessant, wie Turnstunden in einer immer fetter werdenden Gesellschaft gekappt werden, und das im "Europäischen Jahr der Erziehung durch Sport 2004". Da kann man sich heute schon über weitere künftige Steigerungsraten der drei führenden Indikationsgruppen den Kopf zerbrechen.

+ Wenn Bewegungsdefizite die Steigerung der Gesundheitskosten so deutlich bewirken, liegt wohl der Ansatz nahe, jene zu belohnen, die den inneren Schweinehund bezähmen und sich bewegen. Der ÖGV fordert daher nach wie vor von den Krankenkassen Rückvergütungen etwa für gekaufte Laufschuhe bei Vorweis der alten nachweislich beim Laufen zerfallenen. Der Sportartikelfachhändler ist in der Lage, dies zu erkennen.

Im Gegensatz zu Deutschland, das eine beachtliche Gesundheitsreform auf die Beine stellte, ist der Bewegungsapparat der heimischen Gesundheitspolitik derart verkümmert, dass die Zuwachsraten dieses Indikationsgebietes auch politisch verständlich sind.

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Dr. Herwig Kainz
Tel.: 01/587 36 3330
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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