pts20040614006 Politik/Recht

Gewerbeverein: 2 Monate bei der Wehrpflicht eingespart, bringt fast gar nichts.

Die Regierung möge die Lebensökonomie besonders bei Ausbildung verbessern!


Wien (pts006/14.06.2004/09:06) Jetzt wissen wir es genau - oder besser die vier politischen Parteien: Die Lebensökonomie wird beim Militärdienst optimiert. Künftig - so legen es die Parteien fest (wieso gerade sie) - kommt man mit sechs statt mit acht Monaten Präsenzdienst aus. Dann lasst uns aber auch die private Lebensökonomie der Österreicher insgesamt verbessern - meint man im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV). Von ihr hängt immerhin die Zukunft unserer Sozialsysteme ab. Zwei Monate sind da gerade Peanuts.

Die private Lebensökonomie der Österreicher ist weit schlechter organisiert als in den meisten EU-Ländern. Zur Lebensökonomie gehören alle fundamentalen wirtschaftlichen Vorgänge wie Ausbildung, Beginn und Zeitdauer der Erwerbstätigkeit, Erwerb von Wohneigentum, Vermögensbildung und Sparen zur Alterssicherung. Wir wissen: Österreichische Schulen sind ineffektiv. Die Kinder lernen zu wenig und zu langsam. Maturiert wird mit fast 20. Ein Studium endet mit 28 bis 30 Jahren. So vergeudet man Lebenszeit.

Als Konsequenz der langen Ausbildungszeiten werden Familien zu spät gegründet. Im Durchschnitt sind die Mütter bei der ersten Geburt knapp dreißig Jahre alt. Späte Familiengründungen führen dazu, dass Wohneigentum spät erworben wird, im Schnitt erst im Alter von 38 Jahren. In England sind schon die Hälfte aller 25-Jährigen Wohneigentümer.

Solche Verschiebungen haben weitreichende Konsequenzen, denn österreichische Eltern finanzieren die Ausbildung ihrer Kinder oft noch dann, wenn sie selbst in Pension gehen wollen. Ihre Hypotheken sind meist erst abbezahlt, wenn sie über 60 sind.

Die Österreicher bilden dank falscher staatlicher Weichenstellungen Humankapital und Sachkapital zu ineffektiv. Sie vergeuden Lebensarbeitszeit oder gehen zu früh in Pension, weil sie die Kosten einer solchen Frühverrentung bisher nicht voll selbst tragen müssen. Das trifft ganz besonders auf den öffentlichen Dienst mit seinen sauteuren Vorruhestandsregelungen zu.

Gerade weil der Staat es fast unmöglich macht, die Lebensökonomie effektiv zu organisieren, ermöglichen wenige Reformen riesige Gewinne. Besonders rasch wirksam wären verkürzte Ausbildungszeiten - vor allem für Akademiker. Vieles spricht dafür, dass Verkürzungen des Studiums erst dann deutlich wirken, wenn substanzielle Studiengebühren eingeführt werden, die den Studenten eine echte Nachfragemacht verschaffen und den Wettbewerb um Studenten verschärfen.

Die ökonomische Logik ist einfach. Wer sich schneller ausbilden lässt, erzielt ein höheres Lebenseinkommen und kann daraus mehr sparen. Wer früher in den Beruf startet, kann auch mehr Risiken eingehen, kann früher eine Familie gründen und früher Wohneigentümer werden. Dadurch entstehen vor der Pensionierung mehr Freiheiten, weil die Kinder früher selbstständig werden und das erworbene Haus auch früher abbezahlt wurde. Ohne zusätzliche Opfer wird ein zusätzliches Sparen fürs Alter möglich.

Mit den zwei Monaten Einsparung bei der Wehrpflicht ist nichts erreicht! Allerdings ist sie ein Anlass, die Ineffizienz unserer - durch staatliche Rahmenbedingungen vorgegebenen - privaten Lebensökonomie zu durchleuchten und zu verbessern!

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Dr. Herwig Kainz
Tel.: 01/587 36 3330
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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