Gewerbeverein: Sind Gewerkschaften schizophren?
Sie kämpften heute für die Pragmatisierung und kündigen ihre eigenen Mitarbeiter
Wien (pts042/30.06.2004/20:35) Eine merkwürdige Situation haben die heimischen Gewerkschafter geschaffen. Sie kämpften heute für den Beibehalt der Postbus-Pragmatisierungen, in dem einige Räder still standen. Zur gleichen Zeit befindet sich die gesamte Belegschaft des gewerkschaftseigenen Seminar- und Ferienhotels Villa Landau am Semmering bereits auf der Kündigungsliste. Dort haben somit gemeindebedienstete, pragmatisierte Gewerkschaftsbosse keinen Genierer, sich als das zu geben, das sie so heftig bekämpfen - als Kapitalisten - kritisiert der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV)!
GATS, ein Abkommen zur Liberalisierung von Dienstleistungen und damit insbesondere des öffentlichen Verkehrswesen ist somit in der Umsetzung überfällig. Wenn ausgerechnet nur öffentlich-rechtliche Verkehrsbetriebe in der Spanne des abgelaufenen Jahres in Österreich streikten (Postbus, ÖBB, Wiener Linien, AUA, etc) dann ist wohl genügend Beweis erbracht, dass öffentlich-rechtliche Verkehrsunternehmer nicht in der Lage sind, zuverlässige Dienstleistungen anzubieten.
In keinem privatem Betrieb dieser Sparte wurde in letzter Zeit gestreikt. Im Gegenteil, gerade die privaten Busunternehmer bemühten sich durch verstärkten Einsatz die Versorgungslücken der Öffentlich-Rechtlichen auszugleichen - mit großem Erfolg für die Kunden.
Die Regierung, die wider besseres Wissen 116 Mio. EUR an Steuergeldern für den Verkauf des Postbusses an die ÖBB verschleuderte, ist jetzt zum allerschnellsten Handeln aufgefordert.
Es wird ja wohl keine Hexerei sein, nach derart brutalen Maßnahmen der Post- und Bahnbussler den Kündigungsschutz aufzuheben. Wobei ja solche Arbeitsplatzgarantien ausser in exponierten Bereichen ausschließlich dazu dienen, um schwachen Mitarbeitern und auch faulen die materielle Versorgung lebenslang zu sichern. Gute Leute brauchen nur dann Arbeitsplatzschutz, wenn sie in exponierten Bereichen, wie dem Sicherheits- oder Rechtswesen arbeiten oder sich gerade in einem schützenswerten Zustand befinden (Schwangere, Wehrpflichtige, Zivildiener, Behinderte).
Wohin solcher überzogener Arbeitsplatzschutz führt - er betrifft ein Viertel der heimischen Arbeitskapazität - ist ja in der Praxis bekannt. Unternehmer scheuen sich zu Recht pragmatisierte Lehrlinge aufzunehmen. Männer, die noch nicht den Präsenzdienst abgeleistet haben, finden nur schwer einen Job und jüngere Frauen werden eher eingestellt, wenn deren Familienplanung abgeschlossen zu sein scheint.
Die Regierung ist gut beraten, endlich unnötige Pragmatisierungen abzuschaffen und die nun mit dem Ziel des Aufrechterhalts der Pragmatisierung Streikenden gehörig in ihre Schranken zu weisen!
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