Gewerbeverein: EU: Lehren aus Desaster des Aufbaus Ostdeutschlands ziehen!
Jetzt aus Fehlern lernen, am billigsten, aus jenen, die anderen unterliefen!
Wien (pts010/12.07.2004/09:32) Der deutsche Regierungsbeauftragte Klaus von Dohnanyi legte nun den Bericht über den gescheiterten Aufbau Ostdeutschlands nach der Wiedervereinigung vor. Wobei für diesen Prozess nicht viel Vorbereitungszeit zur Verfügung stand, um einen ausgearbeiteten Masterplan aufzustellen. Die Gefahr, dass bei der EU-Erweiterung die gleichen Fehler gemacht werden, liegt nahe. Der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) fordert daher, raschest eine Reevaluierung der Entwicklungspolitik des EU-Erweiterungsbereiches vorzunehmen!
Einige wichtige Schlüsse, die die Dohnanyi-Kommission zieht:
+ Weg von diffusen Subventionen für die Infrastruktur.
+ Förderung von wirtschaftlichen "Wachstumskernen".
+ Konsequente Niedriglohnpolitik.
+ Transfer von professionellem Management aus den alten Ländern nach Neufünfland. Dies besonders für kleine, entwicklungsfähige, aber noch ertragsschwache Unternehmen.
+ Förderung von unternehmensnahen Investitionen.
+ Darüberhinaus wird kritisiert, dass sich die "west-"deutschen Politiker sehr rasch von ihrem gehandicapten Kind im Osten psychologisch verabschiedet haben.
Sind das nicht alles Symptome, wie wir sie im aktuellen EU-Erweiterungsprozess schon jetzt erkennen oder absehen können?
Die Verantwortlichen der EU haben es mit einer nicht zu überbietenden Arroganz verstanden, die Erweiterung als einen Prozess zu sehen, der offenbar am 1. Mai 2004 abgeschlossen war - mit ein paar teuer inszenierten Events. Dass dies nicht so ist, werden - so nicht bald gegengesteuert wird - noch unsere Urenkel bezahlen. Ernsthaftigkeit war während der gesamten Abfolge des Erweiterungsverfahrens nie zu bemerken. Pathos war das auf- und gefälligste Gehabe. Einige wenige Länder, wie Estland, Malta, Zypern und Slowenien haben es verstanden, Nischen zu finden und den Weg Richtung Prosperität einzuschlagen. Der Großteil der Beitrittsländer dümpelt strukturell dahin!
Es ist keine Frage: Der gescheiterte Aufbau Ost hat Deutschland in die schwierigsten Turbulenzen der Nachkriegsgeschichte gebracht. Die EU ortet, dass zwei Drittel der Wachstumsschwäche Deutschlands auf den dilettantischen Wiedervereinigungsprozess zurückzuführen sind. Mit dieser Diagnose ist es höchste Zeit, dass sich die Verantwortlichen der EU weniger mit nebulosen Fragen der Tabakberichterstattung oder der Entsorgung von Elektronikschrott beschäftigen, sondern mit der künftigen Wirtschaft der größeren EU.
Die Zeit ist reif. Und bekanntlich lernt man am besten aus Fehlern. Am billigsten aus Fehlern, die anderen unterlaufen sind!
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