Gewerbeverein: Will die Bundesregierung wirklich Innovation?
Dann soll sie - verdammt noch einmal - etwas dafür tun!
Wien (pts038/27.07.2004/19:55) Seit zwei Wochen haben wir nun einen Forschungsstaatssekretär, dessen bisherige Expertise im Verkehrswesen liegt. Innovationen gegenüber zeigt er sich freundlicherweise aufgeschlossen. Damit wollte die Regierung ein Zeichen setzen. Das Signal ist schwach - meint der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV).
Zahlreiche Konzepte hat das aktuelle "Innovationsjahr" bislang hervorgebracht, ebenso viele Debatten wurden gehalten. Die Debatte über die Arbeitszeitverlängerung führt uns unser Innovationsdefizit drastisch vor Augen. Mit wirklich tollen Erfindungen könnten wir nämlich die Zehn-Wochen-Stunde einführen. Wir aber begeben uns in den nie zu gewinnenden Konkurrenzkampf mit Billigstdorfern.
Worum es sich bei "Innovation" eigentlich handelt, konnte der gespannten Öffentlichkeit bisher noch nicht erklärt werden.
Dabei fing alles so gut an. In der aktuellen Regierungserklärung vom 6. März 2003 steht wörtlich:
"Am erfolgreichsten werden die Länder sein, die in Bildung und Forschung investieren, wo Kreativität gefördert wird, Neugierde zugelassen und der Mut, Neues auszuprobieren unterstützt wird".
Dazu die Fakten:
+ Bildung und Forschung wird in diesem Land in höchstem Maße vernachlässigt. Bei der F&E-Quote dümpeln wir im EU-Schnitt.
+ Kreativität wird allenfalls in ORF-Sendungen, wie "Wetten, dass" gefördert, wo der Gipfel darin besteht, dass ein Älpler zum Gaudium des Berliner Publikums drei Minuten gleichzeitig auf zwei Trompeten spielt, die mit vier Maß Bier belastet sind.
+ Neugierde fördern Journale, vom "Format" von News oder Woman, die ausbreiten, wie es ums Intimleben unserer Politiker bestellt oder welcher Fetzen in der kommenden Woche zu tragen ist.
+ Und von wegen Mut und Neues ausprobieren, sollte die Regierung einmal vorangehen und zumindest ein paar Reformen zu Wege bringen. Pensionsharmonisierung braucht nun einmal Mut und innovative Ideen. Stattdessen vermitteln uns die regierenden und deren beamteten Bedenkenträger, warum etwas nicht funktioniert.
Folgt man der Definition des österreichischen Soziologen Joseph Schumpeter - der kurzfristig auch Finanzminister war (was waren das damals noch für Burschen!) - dann handelt es sich bei "Innovation" um die Durchsetzung einer Neuerung technischer oder organisatorischer Art.
Die Regierung schert sich trotz christlich-sozialer Ausrichtung einen Teufel darum - sie verteufelt Innovation sogar. So einfach wie in der genannten Regierungserklärung kann man es sich nämlich nicht machen: Sinngemäß ist dort zu lesen: In der Bioforschung ist alles in bester Ordnung. Und dann wörtlich: "Biomedizin und Biotechnologie haben längst einen festen Platz in der medizinischen Forschung gefunden. Wir unterstützen diese Chancen, bekennen uns aber auch dazu, dass es hier ethische Grenzen gibt."
Wer in der Innovation zurück bleibt - wie derzeit Österreich - wird in den Wettkampf mit Billigstproduzenten treten müssen. Das bedeutet fünfzig Stunden Wochenarbeitszeit und die halben Löhne. Die Regierung möge endlich innovativ zum Thema Innovation zu arbeiten beginnen und nicht nur einen Alibi-Staatssekretär um teures Geld bestellen.
(Ende)Aussender: | Österreichischer Gewerbeverein |
Ansprechpartner: | Dr. Herwig Kainz |
Tel.: | 01/587 36 3330 |
E-Mail: | h.kainz@gewerbeverein.at |