Gewerbeverein: Glücklichmachen - was sagt die Wissenschaft?
Glück stellt sich mit optimaler Belastung des Menschen ein!
Wien (pts008/05.05.2005/22:02) "Warum liebt uns niemand?" Das fragten Gewerbetreibende in einer ÖGV-Diskussion am 4.4.05. Am 3.5.05 gab der Glücksforscher Herbert Laszlo, vor vollbesetztem Auditorium im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV), aus seinem für September geplanten "großen Buch der Glücksgefühle" eine unerwartete Antwort auf die Frage der Gewerbetreibenden: Geliebt wird, wer andere glücklich macht.
Die Erforschung der Ursachen für Glücksgefühle steht vor einem ähnlichen Problem wie der Kommissar in einem Kriminalroman. In beiden Fällen geht es darum, Emotionen mit nüchternem Verstand in den Griff zu bekommen. Im einen Fall geht es um die mörderische Emotion des Gärtners, oder wer sonst gerade der Mörder ist, und im anderen Fall um die Emotion des Glücksgefühls.
Einig weiß sich Laszlo mit der Expertin für Loyalitätsmarketing Anne M. Schüller. Sie predigt angehenden Verkäufern, sie könnten nur erfolgreich sein, wenn sie ihren potenziellen Kunden Momente des Glücks verschafften. Laszlo vergleicht das mit dem Auftreten eines Popstars. Bei seinen Eintrittskarten gibt es keine Diskussion über Preise. Seine Luxusautos neidet ihm niemand. Beim Kaufmann an der Ecke beklagt man sich um Cent-Beträge im Preis der Semmeln.
Es geht also darum, den Gewerbetreibenden in eine ähnliche emotionelle Situation zu bringen wie den Popstar. Dass dies gelingt, beweist das Beispiel des Fischmarktes von Seattle. Dieser wurde weltberühmt, weil dort Fische nicht nur einfach gewogen und verpackt werden. Die Verkäufer machen vielmehr für ihre Kunden eine Show, bei der sie die Fische einander zuwerfen. Dazu ist allerdings die Motivation der gesamten Belegschaft nötig.
Bisher war die Wissenschaft bei dieser Aufgabe wenig hilfreich. Schuld sind die unterschiedlichen Definitionen dessen, was "Glück" bedeutet.
Epikur, dessen Name über den Begriff "Epikuräer" zum Synonym für Glückssucher wurde, lehrt, Glück sei die Abwesenheit von Leiden. Wer nicht leide, sei auch nicht weiter glücklich zu machen. Er fällt damit als Kundschaft aus.
In der Wirtschaft äußert sich dies in der sattsam bekannten "Weckung von Bedürfnissen". Man macht Kunden zuerst unzufrieden, um ihnen dann etwas zu verkaufen. Das erklärt einen wesentlichen Teil des Widerstandes gegen die Werbung.
Die Politik sei nicht viel besser, erklärt Laszlo. Oppositions-Politiker müssten dem Wählervolk einreden, alles sei schlecht, um bei der nächsten Wahl Stimmen zu bekommen. Die Folge sei eine Ablehnung der Politik, die die Menschen unglücklich macht, indem sie ihnen die Gegenwart vermiest.
Dann überraschte Laszlo mit der Aussage, dass auch der Kirchenvater Augustinus ein Buch über das glückliche Leben geschrieben habe. Dieses sei Teil der kirchlichen Philosophie, und diese sei daher gar nicht so glücksfeindlich, wie dies mancher eifernde Pfarrer predige.
Augustinus vertrat die Ansicht, glücklich sei, wer habe, was er oder sie sich wünsche. Diese Meinung liegt heute den Umfragen der soziologischen Glücksforscher zugrunde. In der Wirtschaft ist sie die Basis der Marktforschung.
Diese habe leider auch nicht immer den gewünschten Erfolg, meint Laszlo. Der Volksmund wisse, warum: Es werden mehr Tränen über erfüllte Wünsche vergossen als über unerfüllte.
Dem setzt Laszlo den Glücksbegriff des Aristoteles gegenüber: Glück sei jenes Gefühl, das wir um seiner selbst willen und nicht wegen eines anderen Zieles anstreben. Dieses sei nach der herrschenden Lehre über Gefühle auf zwei Wegen zu erreichen.
Der Psychologe Stanley Schachter vertritt die Ansicht, Gefühle entstünden dadurch, dass Menschen Erregung spüren und dann durch ein mehr oder weniger bewusste Überlegung dieser Erregung ein bestimmtes Gefühl unterlegen. Dies erklärt zum Beispiel die Nostalgie, durch die wir angenehme Gefühle mit alten Gegenständen hervorrufen.
Diese Theorie ergänzt Laszlo durch eine zweite Glücks-Ursache: Glücksgefühle entstehen, wenn ein Mensch einer Belastung ausgesetzt ist, die seiner Belastbarkeit optimal entspricht.
Im Geschäftsleben wie in der Politik komme es darauf an, den Kunden, dem Wählervolk, den Mitgliedern oder den Mitmenschen generell Informationen so zu vermitteln, dass sie mit deren Verstehen optimal belastet sind. Im Idealfall werden sie sogar lächeln oder lachen. Lachen sei die Körpersprache des Glücks.
Das Ergebnis des Vortrages, das mit verschiedenen Beispielen untermauert wurde, lautet daher: Man sorge für die optimale Belastung der anderen Menschen. Dann werden sie glückliche Momente in unserer Gegenwart erleben und uns als Politiker wählen, als Geschäftsleute bei uns kaufen, unserem Verein beitreten und uns als Partnerinnen oder Partner heiraten.
Abschließend entschuldigte sich Laszlo, dass es ihm natürlich nicht möglich sei, in einem kurzen Vortrag den Inhalt von 250 Buchseiten darzulegen. Es bleibe noch viel zu lesen, wenn sein Buch erschienen sein werde.
Dr. Herbert Laszlo
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