Gewerbeverein: Wir brauchen Unternehmen mit sozialer Verantwortung - klar!
Aber wir brauchen auch Beamten-Gewerkschafter mit der selben Gesinnung!
Wien (pts043/15.12.2005/22:14) Also sprach der Obmann des ÖAAB und Vorsitzende der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, Fritz Neugebauer: "Wir brauchen Unternehmen mit sozialer Verantwortung". Dies unterstellt, dass wir so etwas nicht haben. Dessen ungeachtet kann sich diesem Satz jeder anschließen, so lange das auch leistbar ist. Neugebauer hat auch gleich konkrete Ideen, was die Wirtschaft so alles leisten könnte. Eine Tobin Tax zur Besteuerung von Kapitalgewinnen zur Sanierung der Lehrlingsmisere wird da rasch genannt. Erfreulich, wie gut sich ein Beamtengewerkschafter in der Wirtschaft auskennt, befindet man im Österreichischen Gewerbeverein (ÖGV).
Nun lasst uns die Dinge einmal ernsthaft und nicht aus der Politikerperspektive betrachten. Seit Jahren fließen Millionen EUR über den Insolvenzausgleichsfonds - ausschließlich von Arbeitgebern dotiert - in die Lehrlingsausbildung. Mit Geld alleine scheint man das Problem also nicht in den Griff zu bekommen. Denn so heftig ist die Bereitschaft zur Lehrlingsausbildung trotz bis zu 400.- EUR Monatsprämie an die Lehrfrau/den Lehrherrn auch nicht geworden.
Neugebauer sieht also das Heil in der Besteuerung von Kapital. Andere sehen es eher in mehr Zurückhaltung bei der Durchsetzung unfairer Privilegien. So ist es dem GÖD-Boss gelungen, für seine Beamten für 2006 eine Entgeltserhöhung von 2,6 Prozent auszuhandeln. Ein Faktum, das bei äußerst wenig Rationalisierung im öffentlichen Bereich aufhorchen lässt. Mit etwas mehr Mäßigung wäre da schon ein bisschen Platz für eine Unternehmerentlastung, etwa beim besagten Insolvenzausgleichsfonds gewesen.
Wobei man ja überhaupt die Frage stellen muss, ob der früher praktizierende Lehrer Neugebauer mit seiner Feststellung: "Wir brauchen Unternehmen mit sozialer Verantwortung" überhaupt der richtige Mann ist, soziales Engagement einzufordern. Wir erinnern uns ja noch, dass er in den 90er Jahren zu den 85.000 Schilling Nationalrats- und ÖGB-Gage noch 40.000 Schilling für die Abhaltung von gerade einmal zwei schulischen Geografiestunden wöchentlich bekam und dies für richtig hielt - legal war es jedenfalls.
Das Einfordern von sozialer Verantwortung bei den Einen ist ein Punkt, selbst sozial verantwortlich zu Handeln ein anderer. Aber möglicherweise ist in den paar Jahren seither einhergehend mit zunehmender Neugebauer'schen Altersweisheit auch das Maß seiner sozialen Verantwortung gestiegen. Wir werden das genau beobachten, wenn es um die Abschaffung der diversen Beamtenprivilegien geht, die nunmehr anstehen. Was heißt anstehen; die überfällig sind und von Neugebauer und den Seinen immer wieder abgeblockt wurden!
Damit sich der Kreis auch schließt. Tragen an der Lehrlingsmisere nicht auch die Lehrer ein gehörig Maß an Mitschuld? Vielleicht - Herr Neugebauer - brauchen wir auch Lehrer mit sozialer Verantwortung!
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