pte20200609009 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Herzkinder oft unnötig in Watte gepackt

Wissenschaftler kritisieren behandelnde Ärzte und raten zu einer vertretbaren Bewegung


Kinder beim Fußball: Sport trotz Herzfehler wichtig (Foto: sasint, pixabay.com)
Kinder beim Fußball: Sport trotz Herzfehler wichtig (Foto: sasint, pixabay.com)

Fulda/Ulm (pte009/09.06.2020/10:30) Nur rund 13 Prozent der Sechs- bis 17-Jährigen in Deutschland halten sich täglich eine Stunde fit - laut Medizinern am Universitätsklinikum Ulm http://uniklinik-ulm.de und des Karlsruher Instituts für Technologie http://kit.edu zu wenig, insbesondere für Kinder mit angeborenen Herzfehlern (neun Prozent). Bei diesen Herzkindern mit schweren angeborenen Herzfehlern waren es gerade noch acht Prozent. Zu dem Schluss kommt die weltweit bislang umfassendste Studie zur sportlichen Betätigung sogenannter Herzkinder.

Umfassende Datenauswertung

Die Forscher haben die vollständigen Datensätze von 1.198 Teilnehmern des Nationalen Registers mit leichten, moderaten und komplexen angeborenen Herzfehlern ausgewertet und sie mit den Daten von 3.385 gleichaltrigen Teilnehmern aus der KiGGS-Motorik-Modul-Studie verglichen. Bundesweit haben im Rahmen der S-BAHn-Studie rund 1.700 minderjährige Herzpatienten sowie ihre Eltern Fragen zur körperlichen Aktivität, zur medizinischen Versorgung sowie zu den Sportempfehlungen der behandelnden Ärzte beantwortet.

Überrascht hat das Team die hohe Zahl der Studienteilnehmer, die angaben, ihre körperliche Aktivität auf ärztlichen Rat hin eingeschränkt zu haben. Bei Kindern und Jugendlichen mit komplexen angeborenen Herzfehlern war das bei der Hälfte der Fall, bei Patienten mit moderaten angeborenen Herzfehlen gab das jeder Dritte an. Bei Patienten mit einfachen angeborenen Herzfehlern machte noch immer jeder Achte diese Angabe.

"Dass vor allem Eltern und Sorgeberechtigte dazu neigen, die jungen Herzpatienten in Watte zu packen, war uns aus anderen Studien bekannt. Dass sich ein ähnliches Verhalten auch bei den behandelnden Ärzten abzeichnet, erfüllt uns mit Sorge. Hier liegt eine Beratungslücke vor, die dringend geschlossen werden muss", unterstreicht Kinderkardiologe Christian Apitz.

Täglicher körperlicher Ausgleich

Für Kinder und Jugendliche mit angeborenen Herzfehlern ist den Fachleuten nach der tägliche körperliche Ausgleich besonders wichtig. Was bei allen Menschen für mehr Wohlbefinden sorge, Nerven, Muskeln und Abwehrkräfte stärke und die Konzentration fördere, wirke bei Patienten mit angeborenen Herzfehlern auch dem erhöhten Risiko lebensbedrohlicher Folgeleiden entgegen. Die Forscher empfehlen daher unisono, die Bewegungsangebote auch für Kinder und Jugendliche mit schweren angeborenen Herzfehlern deutlich auszubauen. Zudem sei eine intensivierte Aufklärung durch die behandelnden Ärzte wichtig.

(Ende)
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