pte20230404004 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Polyamore Beziehungen haben mehr Vorteile

Wissenschaftler Justin Clardy räumt in seinem neuen Buch mit vielen Vorurteilen gänzlich auf


Viele Fäuste: Stigmata gegenüber Polyamorie sollten verschwinden (Foto: pixabay.com, StockSnap)
Viele Fäuste: Stigmata gegenüber Polyamorie sollten verschwinden (Foto: pixabay.com, StockSnap)

Santa Clara – (pte004/04.04.2023/06:15)

Menschen mit polyamoren Beziehungen werden im Alltag oft stigmatisiert und diskriminiert. Dennoch hat eine gleichzeitige Liebesbeziehung mit mehr als einem Menschen emotionale und körperliche Vorteile für alle Beteiligten, so eine Studie der Santa Clara University. Monogamie jedoch wird in vielen modernen Gesellschaften als das Ideal dargestellt. Staaten und Regierungen bieten verheirateten Paaren eine ganze Reihe von finanziellen, gesetzlichen und sozialen Anreizen an. Männer und Frauen, die nicht dieser monogamen Norm entsprechen, werden als Paria behandelt und öffentlich an den Pranger gestellt.

Ausgrenzung nachweisbar

Trotz der Ausgrenzung kommt es zu einem Anstieg der polyamoren Beziehungen. Laut Schätzungen leben derzeit vier bis fünf Prozent der US-Bevölkerung derzeit einvernehmlich in Beziehungen, die nicht monogam sind. 2010 hat eine Studie ergeben, dass rund einer von 500 Erwachsenen in den USA sich als polymor ansieht. Laut Justin Clardy besteht bei nicht monogam lebenden Menschen das Risiko eines Job-Verlusts, eine Unterkunft oder Staatsbürgerschaft nicht zu erhalten oder, dass ihnen die Kinder aufgrund ihres Lebensstils weggenommen werden.

"In viele Fällen sind jedoch die polyamore Beziehungen haltbarer als monogame Beziehungen, da ihre Flexibilität es erlaubt, das sich im Laufe der Zeit verändernde Bedürfnisse in einer Art und Weise erfüllt werden, die in einer monogamen Beziehung nicht möglich sind", so Cardy. In seinem ersten Buch "Why It's OK Not To Be Monogamous" fasst der Wissenschaftler die Hauptargumente zusammen, die allgemein für die Monogamie vorgebracht werden und widerlegt diese Schritt für Schritt mit seinen aktuellen Forschungsergebnissen.

Es gibt zum Beispiel die Theorie, dass sich die Menschen monogam entwickelt habe, weil Babys mehr Betreuung brauchen, da sie in einem früheren Schwangerschaftsalter geboren werden als andere Säugetiere. Die Monogamie werde daher als "natürlich" angesehen. Viele homosexuelle und heterosexuelle Paare wollen aber entweder keine Kinder oder können keine bekommen. Das schließe jedoch nicht aus, dass sie heiraten und die damit einhergehende Rechte und Privilegien genießen. Clardy weist auch darauf hin, dass manche Menschen die Monogamie als Gebot Gottes ansehen und fragt, ob daher Atheisten und Agnostiker keine romantischen Liebesbeziehungen haben dürfen?

Eifersucht anders sehen

Eines der häufigsten Argumente gegen Polyamorie ist, dass es zu schmerzhafter Eifersucht kommt. Laut dem Wissenschaftler erleben das jedoch auch monogame Paare. Clardy argumentiert, dass in vielen Fällen Verletzlichkeit, Besitzansprüche und das Gefühl eines Anspruchs auf die Liebe des anderen Menschen viel tiefer im Kern der Eifersucht zu finden sind als allgemein zugegeben wird. Der Experte argumentiert auch, dass Polyamorie für Beziehungen von Vorteil sein kann, da man die Aufmerksamkeit auch darauf richtet, wie es dem Partner in anderen intimen Beziehungen geht.

"Werden diese Beziehungen von gegenseitigem Einverständnis und Verstehen bestimmt, erlauben sie Menschen, das Glück von anderen Menschen intensiver zu teilen. Das kann dadurch erreicht werden, dass man sich der eigenen Verletzlichkeit stellt, die Neigung zur Eifersucht geringer wird und indem man lernt, dem Wohlbefinden anderer Menschen Aufmerksamkeit zu schenkt", meint Cardy.

Der Forscher betont auch, dass es polyamore Familien gibt und sie erfolgreich sind. Und ein derartiges Arrangement könne für Kinder sogar von Vorteil sein. "Mehr als einen Vater und eine Mutter zu haben, dürfte der Erfüllung der kindlichen Bedürfnisse sogar mehr entsprechen. Es könnte sich sogar herausstellen, dass im Schnitt das Vorhandensein von mehr als zwei Betreuungspersonen die überlegene Form der Elternschaft ist." Im abschließenden Kapitel seines Buches argumentiert der Forscher schließlich, dass es moralisch falsch ist, in der Gesellschaft die Monogamie durchzusetzen. Er fordert, dass der Staat polyamore Beziehungen genauso fördert wie monogame.

(Ende)
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