pts20000919038 Technologie/Digitalisierung, Unternehmen/Wirtschaft

UMTS-Bieter fordern Rechtssicherheit vom Staat

Podiumsdiskussion: Geld allein wird nicht ausreichen, gute Business-Pläne sind gefragt


Baden (pts038/19.09.2000/15:24) Die UMTS-Auktion verlangt den Telekom-Unternehmen, die sich daran beteiligen, große Geldsummen ab. Die Finanzminister und die einzelnen Staaten profitieren in hohem Maß davon. Daher brauchen die künftigen Lizenzinhaber auch Rechtssicherheiten von Seiten der staatlichen Institutionen. Das forderte Lothar Roitner, Geschäftsführer des Verbandes Alternativer Telekom-Anbieter (VAT) bei einer Podiumsdiskussion heute, Dienstag, auf dem Tel.con-Kongress in Baden. Wer so hohe Lizenzgebühren zahlt, hat auch ein Anrecht darauf, ohne Behinderungen durch örtliche Instanzen Sendeanlagen zu errichten, betonte Roitner.

Sicherheiten forderte auf der von IIR organisierten und von ptv http://www.ptv.at , dem WebTV von pressetext.austria, übertragenen Diskussion auch der Leiter Internationale Projektfinanzierung der Bank Austria, Martin Frank. Er rechne damit, dass die Banken zunächst sehr zurückhaltend sein werden. An den Telekom-Unternehmen liege es nun, den Banken plausible und stichhaltige Argumente vorzulegen, warum sie so hohe Summen vorstrecken sollten, erklärte Frank. Sehr skeptisch gegenüber den UMTS-Auktionen einzelner Länder zeigte sich Thomas Lenzinger, Geschäftsführer der Go Equity Invest Holding. Im Grunde kämen da sowieso wieder nur Monopl-Inhaber aus dem eigenen und aus anderen Staaten zum Zug: "Die Monopolisten verhindern echten Wettbewerb", kritisierte Lenzinger.

Michael Gerscha, Verkaufsdirektor der European Telecom, antwortete darauf, dass sein Mutterunternehmen, die spanische Telefonica schon gänzlich privatisiert sei. Aber für einen Global Player sei UMTS keine Frage des Könnens, sondern des Müssens. Für sein Unternehmen sei die österreichische UTMS-Auktion "relativ billig" und daher werde es mit Sicherheit ein Geschäft, versprach Gerscha. Christian Forstner, Vorstandsmitglied von Cybertron, erklärte hingegen, dass sein Unternehmen die Zukunft in der Kooperation mit Lizenz-Inhabern sehe. UMTS rechne sich zu langsam und zu langfristigen Investitionen seien die Geldgeber von Cybertron nicht bereit. "Wir sind den Investoren verpflichtet", erklärte Forstner. Dafür aber könne sein Unternehmen ein modernes Netz anbieten.

Alexander Wrabetz, Kaufmännischer Direktor des ORF, kritisierte bei der Podiumsdiskussion vor allem Telefonica, weil diese das Unternehmen Endemol aufgekauft hatte und plädierte in diesem Zusammenhang dafür, sich an den alten Spruch "Schuster, bleib bei deinen Leisten" zu halten. Spezialisten auf ihrem Gebiet sollten sich zusammenschliessen, nicht aber etwa Medien mit Telekommunikationsunternehmen oder umgekehrt. Überhaupt sollten UMTS-Bewerber das Wort "Content" aus ihrem Business-Plan streichen, meinte Wrabetz. Denn der Kunde sei nicht bereit, für Content zu bezahlen. Dennoch werde natürlich auch der ORF an UMTS angepassten Content anbieten.

Werner H. Rauch vom Telecom Insitute moderierte die Podiumsdiskussion, die im ptv-Archiv http://www.ptv.at abrufbar ist und erklärte abschließend, dass die gestellte Frage "Wieviel Markt verträgt die österreichische Mobiltelefonie?" nicht beantwortet werden konnte. Dafür habe sich gezeigt, dass Visionen nötig seien, vor allem, was Business-Pläne betrifft. (el)

(Ende)
Aussender: pte.online - Fliegende Redaktion
Ansprechpartner: Elmar Leimgruber
E-Mail: leimgruber@ptv.at
Website: www.pressetext.com
|