pts20040719017 Politik/Recht, Medizin/Wellness

Sex ist nur bedingt kontrollierbar

Abschließende Stellungnahme der DAH e.V. zur 15. Aids-Konferenz in Bangkok


Berlin (pts017/19.07.2004/11:44) Die Telefone der Deutsche AIDS-Hilfe e.V. liefen in den letzten Tagen heiß. Die Welt-Aids-Konferenz in Bangkok war der Anlass, der HIV/Aids zum öffentlichen Thema werden ließ. Nicht nur die aktuellen Zahlen, Daten und Diskussionen aus Bangkok interessierten die Journalisten, sondern vor allem auch die Lage in Deutschland.

Sind die Menschen hierzulande kondommüde geworden? Wie steht es um die Präventionsarbeit in Deutschland und anderswo? Wie steht die Deutsche AIDS-Hilfe zu den Äußerungen des Präsidenten Ugandas, wonach Kondome hinderlich sind und keinen optimalen Sex bieten? Was ist von seinen Vorschlägen zu halten, den Schwerpunkt auf andere Aspekte von Prävention, auf Abstinenz und Treue zu setzen? Ist dies ein neuer Trend, der Schule machen könnte?

Sicherlich lassen sich Erfolgsrezepte der Präventionsarbeit in Deutschland nicht anderen Ländern und Kulturen 1:1 überstülpen. Dennoch zeigt sich ganz deutlich, dass die Form der absoluten Risikovermeidung durch Abstinenz und Treue, die auch von Interessengruppen aus den USA unterstützt wird, fachlich nicht angemessen ist.

"Die Effizienz so genannter Abstinenzprogramme sind nach Erfahrungen der Aids-Prävention in Deutschland langfristig nicht Erfolg versprechend. Es gibt keine wissenschaftlich gesicherten Hinweise darauf, dass Appelle an die Enthaltsamkeit Wirkung versprechen. Dagegen setzt Risikominimierung durch Safer Sex an den tatsächlichen Lebensumständen und der gelebten Sexualität der von HIV und Aids betroffenen Bevölkerungsgruppen einer Gesellschaft an. Sex ist nur bedingt kontrollierbar," sagt Hannelore Knittel, Geschäftsführerin der Deutschen AIDS-Hilfe e.V.

Viel Zustimmung fanden die Präventionsmaterialien aus der BRD: "Your people look so powerful!", kommentierte Namphon Khumkaew, Aids-Präventionistin aus dem Norden Thailands ein Aufklärungsplakat der Deutschen AIDS-Hilfe e.V. Abgebildet ist eine junge Trebegängerin, die energisch die Hände in die Hüften stemmt und klar macht: "ohne Gummi - nicht mit mir".

Nach wie vor ist die zentrale Aufgabe der Arbeit der Deutschen AIDS-Hilfe, Menschen, die ein höheres Risiko für eine HIV-Infektion haben, zu unterstützen und zu stärken, damit sie sich besser schützen und besser für ihre Rechte einstehen können.

Es muss gelingen, weltweit die materiellen und gesellschaftlichen Lebensverhältnisse für die besonders von HIV und Aids bedrohten Menschen so zu verbessern, dass diese in der Lage sind , sich und ihre Partner in Risikosituationen zu schützen. Die Deutsche AIDS-Hilfe nennt diese Strategie strukturelle Prävention und meint nichts anderes als Kofi Annan, wenn er davon spricht, dass sich gesellschaftlich vieles ändern muss und Menschenrechte auch Minderheiten und gesellschaftlich Schwachen selbstverständlich zustehen müssen.

Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. begrüßt es, dass so vehement - und durchaus auch kontrovers - über Erfolg versprechende Präventionsmaßnahmen auf der Konferenz in Bangkok diskutiert wurde. Es ist höchste Zeit, offen über dieses Thema unter Einbeziehung globaler Aspekte zu sprechen. Die Zahl von weltweit 38 Millionen HIV-Infizierten spricht für sich. Wir laden Sie dazu ein, mit unseren Kollegen, die in den nächsten Tagen aus Bangkok zurückkehren, an diesem Punkt weiter zu sprechen.

(Ende)
Aussender: Deutsche AIDS-Hilfe e.V.
Ansprechpartner: Eusebia de Pol, Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 030 - 690087-46
E-Mail: eusebia.depol@dah.aidshilfe.de
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