Beratung in Apotheken: Mehr schlecht als recht
DieMucha: Apothekenkammer kritisiert Apothekentest, ohne genaue Kenntnis der Ergebnisse
Wien (pts052/29.10.2004/16:15) "Die heimischen Apotheken werben mit der Qualität der persönlichen Beratung, ihre eigenen Ansprüche erfüllen sie aber offensichtlich nicht", sagt Verlegerin und Konsumentenschützerin Barbara Mucha zu den Vorwürfen von Mag.pharm. Max Wellan, Vizepräsident der Wiener Apothekerkammer. Dieser hat den "DieMucha Apothekentest", welcher auf falsche Beratung und schnelle Abfertigung der Kunden aufmerksam macht, kritisiert und an seiner Aussagekraft gezweifelt.
"Bedauerlich, wenn von der Apothekerkammer verkündet wird, dass pro Beratungsgespräch vier bis zehn Minuten aufgewendet werden und es tatsächlich im Durchschnitt nur 1,8 Minuten sind", so Barbara Mucha. Noch bedenklicher wird die Aussage von Apotheker Wellan eingestuft, wonach ein Testkäufer, der vorgibt von Depressionen betroffen zu sein, nicht authentisch reagiere. Denn, so Wellan, "die Differenzierung leichter Stimmungsschwankungen - die gut und vor allem patientenfreundlich mit pflanzlichen Präparaten zu behandeln sind - gegenüber schweren Depressionen, die unbedingt zum Facharzt gehören sind für einen Testkäufer extrem schwierig zu simulieren."
"Offensichtlich verfügen die getesteten Apotheker über die Gabe, in Sekundenschnelle darüber entscheiden zu können, welcher depressive Mensch zum Arzt gehört und welcher mit Medikamenten besser beraten ist. Die Zahl der Erkrankungen und Selbstmorde in Österreich sprechen aber eine andere Sprache", meint Barbara Mucha.
Die Apotheken-Überprüfungen folgten immer dem gleichen Ablauf: Das Verkaufspersonal wurde mit der Tatsache konfrontiert, dass der Tester unter Depressionen leidet und medikamentöse Hilfe benötigt. In 14 von 20 Apotheken wurden keine detaillierten Fragen gestellt, die Aufschluss über die Schwere der Depression hätte geben können. In sechs Apotheken wurde vorbildlich gehandelt, kein Medikament verkauft und eine Abklärung durch den Neurologen empfohlen.
Auch die Frage, warum die Tester nur in drei Apotheken über die bedenklichen Neben- und Wechselwirkungen der angebotenen Medikamente aufgeklärt wurden, ist noch nicht beantwortet.
Anscheinend hält die Apothekerkammer zwanzig überprüfte Apotheken in 20. Wiener Bezirken für nicht aussagekräftig genug. Doch nur anonyme, unangekündigte Tests spiegeln die Realität wieder. Bereits vor zwei Jahren testete die AK zwanzig Wiener Apotheken - auch damals wurde Beratung kleingeschrieben. Hat man daraus nichts gelernt?
"Die Verantwortlichern in der Apothekerkammer sollten sich die Testergebnisse genau ansehen, bevor sie Schlüsse ziehen. Da unser Magazin Signora erst am 3. November erscheint, kennen sie die Inhalte noch nicht. Ich halte die Aussagen von Mag. Wellan deshalb für übereilt. Dass er selbst Mystery-Shopping-Aktivitäten in Bezug auf das Thema Beratung bei Psychopharmaka durchführen will, zeigt deutlich, dass sehr wohl Schwachstellen vermutet werden. Hier geht es doch nicht darum, Tatsachen mit einem Gegenangriff zu beantworten, sondern im Sinn der Konsumenten zu handeln. Deshalb testen wir seit vergangener Woche bereits Apotheken in ganz Österreich", so Barbara Mucha.
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